Nordlichter über Bergen / © Tomasz Furmanek visitnorway.com
Nordlichter über Bergen / © Tomasz Furmanek visitnorway.com

Rund um Skandinavien - auf der Suche nach dem Nordlicht

Sind Sie interessiert an einer beeindruckenden Vielfalt von Natur, Geschichte, Politik, Kultur und natürlich des Wetters und an vielem mehr - auf einer einzigen Reise?

Wenn ja, dann empfehle ich Ihnen gerne unsere Exkursion „Rund um Skandinavien“. Wobei diese Bezeichnung unsere Route nicht vollständig abdeckt. Vielmehr sollte es nämlich heissen: „Rund um Fennoskandinavien“. Denn wir durchfahren die russische Republik Karelien, streifen die Halbinsel Kola bei Murmansk, besuchen Lappland, steuern die ganze skandinavische Küste entlang - um letztendlich noch den Südteil von Norwegen zu durchqueren. Wir reisen mit dem Flugzeug, Zug, Schiff, Bus und natürlich auch zu Fuss.

Ausgangspunkt unserer „Rund-Tour“ ist die frühere Kaiser- und spätere Revolutionsstadt St. Petersburg. Diese nördlichste Millionenmetropole der Welt mit ihrer sehr bewegten (und wechselvollen Namens-) Geschichte gehört zum Verwaltungsgebiet Leningrad und streng genommen noch nicht zu Fennoskandinavien. Die strategisch günstige Lage am Ostrand des finnischen Meerbusens soll der Zar Peter der Grosse schon früh erkannt haben. Jedenfalls machte er dieses russische „Fenster nach Europa“ zu Beginn des 18. Jahrhunderts zur Hauptstadt des riesigen Kaiserreiches. Entsprechend reich ist die Stadt an architektonischen Schätzen. Prunkvolle Schlossanlagen prägen das Stadtbild genauso wie unzählige Baudenkmäler neben wuchtigen Industriekomplexen. St. Petersburg besitzt auch mehr als 200 Museen und zahlreiche Galerien. Die Stadt gehört somit zu einem der wichtigsten Kulturzentren Europas. Mit Tagestemperaturen anfangs Oktober um 12 Grad werden wir bei unseren Erkundungstouren sicher nicht schwitzen – aber das ist ein gemittelter Klimawert und sagt nichts aus über das aktuelle Wetter.

»Eine äusserst spektakuläre wildromantische Landschaft mit flachen Seen, wilden Gletschern und der grössten Hochebene Europas.«

Trotz der riesigen Fülle an Angeboten müssen uns rund 48 Stunden für die Erkundung dieser bedeutenden Metropole reichen. Danach geht es einen halben Tag, eine Nacht und nochmals fast einen ganzen Tag mit der geschichtsträchtigen Murmanbahn 1448 Kilometer längs durch die russische Republik Karelien nordwärts nach Murmansk. Wir durchfahren einen dünn besiedelten Teil von Russland, der erst anfangs des 20. Jahrhunderts mit viel Schweiss und Blut erschlossen worden ist. Uns erwartet eine im Grunde flache aber dennoch sehr wechselvolle Landschaft, durchzogen von Wäldern, Seen, Mooren und mitunter auch schroffen Felsformationen. Ein paar längere Stopps erlauben uns ab und zu die Beine zu vertreten und ein wenig herumzuschnuppern. Übrigens: Gemäss Wikipedia betrug die höchste aufgezeichnete Temperatur in Karelien 35 Grad, die tiefste lag bei -44 Grad. 

Nach rund 28 Stunden Zugfahrt erreichen wir Murmansk. Obwohl nördlich des Polarkreises gelegen, sind die Häfen hier dank Einfluss des Golfstroms das ganze Jahr über eisfrei. Gegründet wurde die Stadt am Endpunkt der Murmanskbahn 1916 als strategische Versorgungsstation der westlichen Alliierten. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung hat das Militär an dieser Stadt daher ganz besonderes Interesse. So war der Hafen noch bis 1991  militärisches Sperrgebiet.

Nun geht es weiter mit dem Schiff. Für die nächsten sechs Tage ist die MS Polarlys unser Zuhause. Wir umfahren den Norden der skandinavischen Halbinsel und strecken unsere Nase sowohl ins Nordpolarmeer wie auch immer wieder tief in die Fjorde. Inzwischen bewegen wir uns auf 70 Grad nördlicher Breite und haben daher – auch dank der fortgeschrittenen Jahreszeit - durchaus Chancen, das Polarlicht zu sehen. Nach Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt, verlassen wir die Finnmark und tuckern auf unserer Route nicht hurtig sondern langsam und beschaulich gegen Süden. Auf der Fahrt wird eine spektakuläre Landschaft an uns vorbei ziehen. Immer mal wieder unterbrechen wir unsere Fahrt und haben auch Gelegenheit für Ausflüge. Überhaupt soll der Kontakt mit den Menschen und mit der Fauna und Flora auf unserer Reise nicht zu kurz kommen. Endpunkt der Schiffseise ist Bergen – gemäss Statistik die regenreichste Grossstadt Europas. Ich hoffe demnach, dass uns hier das Wetter nicht enttäuscht!

Unsere letzte Etappe führt uns mit dem Zug von Bergen quer durch  Südnorwegen nach Oslo. Diese 500 Kilometer bieten nochmals eine äusserst spektakuläre wildromantische Landschaft mit flachen Seen, wilden Gletschern und der grössten Hochebene Europas. Unsere Reise beenden wir mit einem Rundgang durch die Norwegische Hauptstadt und wir finden bestimmt noch Zeit, uns mit ein paar warmen Kleidern mit dem klassischen Norwegen-Stil für den bevorstehenden Winter bei uns zuhause einzudecken.


Thomas Bucheli – Wetter- & Klimaexperte, Leiter SRF Meteo